„Auswärtsspiel“ der Rintelner Segelflugschüler

Heimflug endete unterhalb der Schaumburg auf einem Acker


Am vergangenen Wochenende wurden die Hallentore am Flugplatz Rinteln unüblich früh aufgeschoben. Alle Flugschüler des Luftsportvereins Rinteln ( LSV ) wollten pünktlich um 9 Uhr zum Briefing am Flugplatz Bisperode mit dem Schulungsdoppelsitzer einschweben bzw. mit dem Auto vorfahren. Schon kurz nach sieben wurde mit vereinten Kräften das Segelflugzeug aus der Halle geräumt und für den Start vorbereitet. Moritz Korf kam in den Genuss den morgendlichen Flug mit Fluglehrer machen zu dürfen, während die anderen Schüler aufgeteilt auf zwei Fahrzeuge auf der Straße ihren Ausflug begannen.


Die morgendliche Stimmung im Überführungsflug war fantastisch. Im Flugzeugschlepp Richtung Hessisch Oldendorf stieg der Segler vorbei an den tiefer hängenden Wolken und versuchte noch nach dem Ausklinken Wellenaufwinde zu finden, da die Wolkenformationen vielversprechend danach aussahen.
Dieser Wochenendausflug sollte nicht nur zur Abwechslung zum Fliegeralltag daheim dienen, sondern den Schülern ermöglichen, einen Pflichtprogrammpunkt in ihrer Ausbildung zu absolvieren. Jeder Schüler muss auf dem Weg zum Flugschein mindestens 3 Starts und Landungen auf einem fremden Platz machen. Da es nicht ganz so leicht sein sollte, entschied sich Fluglehrerin Christine Grote für das Segelfluggelände Bisperode, in der Nähe von Hameln. Dieses hat eine Hanglange bei der die Höhendifferenz zwischen Startbahnanfang und – ende 60 Meter beträgt. Auf diesem Platz wird im Normalfall immer bergauf gelandet und dass das nicht ganz so einfach ist, merkten die Schüler gleich. Aber nach der ein oder anderen Unsicherheit im Landeanflug hatten die Schüler den Dreh bald heraus und passten ihren Anflugwinkel der Landebahnneigung und den Abfangbogen für eine weiche Landung schnell den ungewohnten Gegebenheiten an.


Das ein oder andere Regenschauer brachte am Samstag zwar kleine Zwangspausen, dennoch konnten bereits alle 6 Schüler am Samstagabend die geforderten Starts in ihren Ausbildungsnachweisen eintragen lassen. Bei Würstchen und Lagerfeuer konnte dann der erste erfolgreiche Tag des „Auswärtsspiels“ zusammen mit den neuen Fliegerfreunden in Bisperode ausklingen.


Der Sonntagmorgen brachte tiefhängende Wolken und so wurde der Vormittag kurzerhand erst einmal ausgiebig für Theorieunterricht genutzt. Zwei Schüler legten zudem erfolgreich ihre theoretische A – und B – Prüfungen ab. Sowohl A- Schüler Nathan Mlambo als auch B-Schüler Georg-Noel Schäfer konnten durch ihre fundierten Kenntnisse überzeugen und bestanden die Prüfungen ohne Probleme.
Nach insgesamt 35 Flügen an diesem Wochenende bangte man Sonntag nun noch um den Heimflug zurück nach Rinteln. Gerne wollte die Truppe sich die etwas beschwerliche Demontage des
schweren doppelsitzigen Flugzeugs ersparen. Es war geplant auch den Rückweg fliegend zu meistern und hoffte auf ausreichende thermische Entwicklungen am Nachmittag. Allerdings waren die, als sich am Nachmittag die Sonne endlich etwas durchgekämpft hatte, äußerst schwach. Gegen 17 Uhr konnten mehrere kleine Aufwinde genutzt werden, sodass der Flieger über Hameln, also Kurs Heimat, auf 800 m hochgestiegen war. Jetzt musste die Entscheidung getroffen werden, entweder zurück nach Bisperode oder aus dieser Höhe heraus versuchen nach Rinteln zu fliegen. Schülerin Ilka Schulte, gemeinsam mit ihrem Fluglehrer Uli Gmelin, ergriffen die kleine Chance und flogen einfach Richtung Rinteln los. Die weiteren Aufwinde waren allerdings dann so extrem schwach, dass ihnen bald klar war, dass dies mit einer Aussenlandung auf einem der vielen Äcker enden könnte. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und für diesen Fall hatte man schließlich schon gleich den Transport-Anhänger des Flugzeugs mitgenommen.
Nachdem per Funkt die Info durchgegeben wurde, dass der Segler nicht mehr nach Bisperode zurückgleiten wird, sondern es nach Rinteln versucht, fuhren die anderen Schüler mit dem zweiten Lehrer los. Es dauerte nicht lange, da kam der Anruf mit der Nachricht, „wir sind gut gelandet, allerdings nicht auf dem Flugplatz Rinteln, sondern kurz davor unterhalb der Schaumburg. So fuhr die Truppe kurzerhand gemeinsam auf das abgeerntete Getreidefeld und sammelten ihre Fliegerkollegen samt des Flugzeuges ein. Mit vereinten Kräften war der Flieger auch bald im Anhänger verstaut und die kurze Restdistanz zum Flugplatz schnell geschafft.


Für Ilka Schulte war dies ihre erste Außenlandung und eine gute Übung für später, wenn sie als Scheinpilotin ohne Fluglehrer in diese für Segelflieger recht übliche Situation kommt. Mit dem Zuschieben der Hallentore in Rinteln ging für die sechs Flugschüler ein spannendes, lehrreiches und erfolgreiches Auswärtsspiel zu Ende.