Ole und Malte Bachmann bestehen die praktische Flugprüfung
Vergangenes Wochenende gab es auf dem Flugplatz Rinteln wieder einen schönen Grund zum Feiern: Zwei 17-Jährige haben ihr lang ersehntes Ziel erreicht und ihre Segelflugausbildung mit der praktischen Prüfung auf den Weserwiesen abgeschlossen!
Seitdem die Zwillingsbrüder Ole und Malte Bachmann im Mai 2016 mit der Schulung begannen, hatten beide diesen einen Tag schon vor Augen! Der wichtigste Schritt dahin war der erste Alleinflug. Nach vielen weiteren Übungsflügen in den vergangenen Jahren und unermüdlichem Büffeln, Funksprechlehrgang und internen Überprüfungen folgten schließlich die Theorieprüfung und der obligatorische Navigationsflug zu einem fremden Platz. Alle Voraussetzungen für die praktische Prüfung waren somit erfüllt.
Pfingstsonntag um 16:30 Uhr war mit der behördlichen Überprüfung der wirklich abschließende Teil Ihrer dreijährigen Ausbildung zum Privat-Luftfahrzeugführer geplant. Das entspricht der praktischen Überprüfung zum Führerschein.
Malte Bachmann: „Ich habe ein paar Tage gebraucht, um zu verstehen, warum sich die Segelflugprüfung ganz anders anfühlt als meine leichte Führerscheinprüfung, die ich innerhalb von sechs Wochen bestanden habe. In diesen Tagen habe ich daran gedacht, wie alles angefangen hat, hier auf dem Verkehrslandeplatz im Südwesten der Stadt Rinteln gelegen. Und wie müde ich damals nach dem Flugbetrieb immer war. Schon nach kurzen Flügen von fünf Minuten war ich vollkommen ausgelaugt, weil das Erlernen der Bewegung im dreidimensionalen Raum, die Koordination von Quer-, Seiten- und Höhenruder gerade am Anfang wirklich fordert.“
Sein Bruder Ole Bachmann ergänzt: „Unsere ehrenamtlichen Fluglehrer bringen uns mit jedem Flug was Neues bei und jeder Flug ist durch das Wetter anders. Im Winter haben wir ergänzend die Theorie unterrichtet bekommen. Besonders großen Dank natürlich an unsere Fluglehrer, ohne die diese Professionalität gar nicht möglich wäre. Alles zusammen und mehrere tausend Fragen später zeigt man zunächst sein theoretisches Wissen, dann sein Praktisches und dieser Tag war nun heute für uns.“
Herr Broder Holtz aus Bückeburg war als Prüfer seitens der Landesluftfahrtbehörde in Oldenburg bestellt. Nach einem Vorgespräch über die zu erwartenden Prüfungsbestandteile und über den Ablauf der Prüfung wird die ASK-21, ein Schuldoppelsitzer der Firma Schleicher, wie jeden Tag gründlich gecheckt.
Meike Wielage, Andreas Hoppe und Matthias Meier helfen als Bodencrew und Besatzung der Schleppmaschine.
Der Check vor dem Start: „Ich bin fest angeschnallt, die Haube ist geschlossen und verriegelt, die Bremsklappen sind eingefahren und verriegelt, der Höhenmesser ist eingestellt, die Trimmung ist für den Flugzeug-Schlepp eingestellt, die Ruder sind frei, die Startstrecke ist frei, der Wind kommt aus Ost, das Funkgerät auf Platzfrequenz in einer angenehmen Lautstärke gerastet“, (und Vieles mehr) ist aus dem Cockpit zu hören. Das 50 Meter lange Verbindungsseil wird eingeklinkt und dann geht es auch schon los. Der Schleppzug setzt sich in Bewegung, beide Flugzeuge heben ab.
Alle am Boden Wartenden beobachten die Flüge und gespanntes Warten bis zum erhofften >>Shake-hands<< des Prüfers Herrn Holtz. Nach insgesamt vier Starts waren die zwei Prüfungen erfolgreich abgenommen. Verbesserungsvorschläge für die Ausbildung zum Privat-Luftfahrzeugführer gab es für den Luftsportverein Rinteln keine. Herr Holtz stellte fest, dass Beide fliegen, wie es sich gehört – „1A“ war das Gesamtergebnis, besser geht es nicht, dann gab es das erhoffte Händeschütteln.
Malte: „Auf einmal gratuliert mir der Prüfer, kurz darauf gratulieren mir meine Fliegerkameraden, ich nehme die Glückwünsche entgegen, aber ich kann es noch nicht ganz begreifen. Ich habe die praktische Segelflugprüfung bestanden. Ich bin Pilot? Ich bin Pilot!“
Ole: „Gefühl braucht Erfahrung. Ich erinnere mich daran, wie schwer es mir anfangs fiel, im Landeanflug den richtigen Moment für das Abfangen, das sanfte Ausschweben des Flugzeugs zu finden. Wie ich abends im Bett lag und mir Strategien überlegte, mit denen es klappen könnte. Bis ich irgendwann merkte, dass das Gefühl für den richtigen Moment einfach mit der Zeit, mit der Erfahrung kommt. Gefühl braucht Erfahrung. Diese kostbare Erfahrung haben wir während wunderbarer Flüge mit unseren Fluglehrern gemeinsam, später dann auch in Alleinflügen unter Aufsicht des Fluglehrers sammeln dürfen. Nun dürfen wir ohne Aufsicht fliegen und Passagiere mitnehmen.“
Malte: „Auch ich denke an diese Dinge, weil all das, was man in der Ausbildung erlernt, in der Prüfung abgefragt wird. Die Segelflugprüfung ist wie ein Ausbildungszeitraffer. Zwei Flüge, in denen Ruck-Zuck die wichtigsten Fähigkeiten abverlangt werden.“
Ole: „Entweder man kann es oder man kann es nicht! Ein Flugzeug in Perfektion zu bedienen ist eindeutig. Fluglehrer und Prüfer merken das ohnehin sofort!
Malte: „Natürlich war ich auch aufgeregt. Schon alleine deshalb, weil mir mehrere Vereinskameraden gut zugeredet hatten, dass im Luftsportverein Rinteln noch kein Kandidat durch die Prüfung gefallen ist. Was, wenn jetzt ausgerechnet bei mir diese Serie reißen würde? Mit dem Handschlag vom Prüfer hatte ich es geschafft, mein Gefühl war aber auch während der Prüfung gut, der Flug und die Gespräche vorher und hinterher angenehm!“
Es gibt übrigens noch einen Unterschied zwischen der Fahrprüfung und der Segelflugprüfung. Nach der Fahrprüfung bekommt man den „Lappen“ sofort in die Hand gedrückt und kann losfahren. Der Segelflugschein muss erst von der Landesluftfahrtbehörde ausgestellt und gesiegelt werden und währenddessen sind die ehemaligen Flugschüler weder Scheininhaber noch Schüler, „staatenlos“ heißt es in Rinteln auf dem Flugplatz in gemütlicher Runde und bei herrlichem Wetter.
Nun geht ein weiterer schöner Fliegertag auf der vereinseigenen Terrasse zu Ende. Herzlichen Glückwunsch und viele erlebnisreiche Segelflüge im Weserbergland und darüber hinaus wünschen den beiden neuen Scheininhabern die Fliegerkameraden des Luftsportvereins Rinteln!